Der Bildungsausschuss Auer hat Ende März zur einer hochaktuellen Gesprächsrunde geladen: Experten, Fachleute aber auch Betroffene diskutierten über die aktuelle Lage in der Ukraine.
(Christian Bassani) Als am 24. Februar Russland mit dem Angriff auf die Ukraine begann und damit den Krieg auslöste, der bis zum heutigen Tag anhält, stellte sich der Vorstand des Bildungsausschusses ein paar Fragen: Wie konnte es soweit kommen? Welche Folgen hat der Krieg auf Südtirol und wie können wir persönlich mit dem Konflikt im Osten Europas umgehen?
Weil wir darauf keine Antworten fanden, beschlossen wir kurzfristig einen öffentlichen Informationsabend zum Thema abzuhalten. Ende März gelang es uns den Abend in der Öffentlichen Bibliothek von Auer zu veranstalten. Als Gäste konnten wir vor Ort Natalia sowie Solomija Shust, Don Paolo Renner und Andreas Conca begrüßen. Per Videoschalte verbunden waren wir auch mit Gerhard Mangott. Der bekannte österreichische Politikwissenschaftler gilt als ausgewiesener Osteuropa-Experte und ist derzeit ein viel gefragter Fachmann für diverse TV-Diskussionen des ARD, ZDF, ORF oder der RAI.
Entsprechend konnte Prof. Mangott über die historischen Hintergründe informieren, die zum Krieg in der Ukraine führten. Er zeichnete auch ein Bild von Russlands Präsident Wladimir Putin und gab auch eine Einschätzung was die militärische Strategie Russland angeht. Laut Gerhard Mangott dürfte der Krieg in der Ukraine wohl noch länger andauern, da Putin in seiner Heimat unbedingt einen „Sieg“ vorweisen müsse. Die Eroberung der Gebiete im Donbass dürften dafür nicht reichen, so Prof. Mangott.
Welche Auswirkungen der Krieg hat, davon erzählten Natalia sowie Solomija Shust. Beide Frauen leben schon seit längerer Zeit in Auer und erzählten von ihren Verwandten in der Ukraine. Sie selbst schafften es erst vor kurzem Verwandte über die polnische Grenze nach Auer in Sicherheit zu bringen. Den russischen Angriff betrachteten beide als Völkermord und erzählten von den schrecklichen Erlebnissen ihrer Verwandten in den Kriegsgebieten.
Welche Folgen der Krieg auf Südtirol hat, darüber sprach unter anderem Don Paolo Renner, Professor für Fundamentaltheologie. Laut Don Renner besteht durch den Krieg eine ernsthafte Gefahr für die Welternährung, da die Preise beispielsweise für Getreide extrem gestiegen sind. Die Ukraine gilt bekanntlich als „Kornkammer“ Europas. Don Paolo Renner informierte die zahlreichen Interessierten in Auer auch über die religiösen Hintergründe des Kriegs, so spielt auch die russisch-orthodoxe Kirche eine nicht unbedeutende Rolle im Konflikt.
Andreas Conca, vom Psychiatrischen Dienst Bozen gab dem Publikum wertvolle Tipps wie man persönlich mit dem Konflikt umgehen soll. Das beginnt schon bei der Auswahl der Berichterstattung. Laut Conca sei es hier wichtig, vor allem seriösen Medien zu vertrauen, da im Krieg auf beiden Seiten viel Propaganda betrieben werde. Kinder sollten niemals alleine TV-Nachrichten anschauen, sondern Eltern sollten sie stets dabei begleiten, um wichtige Fragen sofort zu beantworten. Andreas Conca empfahl Eltern offen und ehrlich mit Kindern über den Krieg zu sprechen.
Am Ende der Veranstaltung äußerten alle die Hoffnung, dass der Titel der Gesprächsrunde möglichst bald mit einem Ausrufen versehen werden kann: Nie wieder Krieg!