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„Stolpersteine“ im Dorf

Anlässlich des Projektes „100 Jahre Leben in Auer“ hat der Bildungsausschuss im Jänner 2022 zwei „Stolpersteine“ im Dorfzentrum verlegt. Sie sollen an zwei jüdische Bürger erinnern, die in Auer lebten und deportiert wurden.

Die sogenannten „Stolpersteine“ sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig, das im Jahr 1992 begann. Mit im Boden verlegten kleinen Gedenktafeln, sogenannten „Stolpersteinen“, soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die quadratischen Messingtafeln mit abgerundeten Ecken und Kanten sind mit von Hand mittels Hammer und Schlagbuchstaben eingeschlagenen Lettern beschriftet und werden von einem angegossenen Betonwürfel mit einer Kantenlänge von 96 × 96 und einer Höhe von 100 Millimetern getragen.

In Südtirol wurden bereits mehrere dieser „Stolpersteine“ verlegt, in Auer wurden zwei dieser Gedenksteine am Samstag, 29. Jänner vormittags in den Boden eingelassen. Der Bildungsausschuss Auer hat im Rahmen des Projektes „100 Jahre Leben“ die Biografien zahlreicher Aurer und deren Geschichte recherchiert, dabei kam auch zutage, dass mehrere jüdische Bürger in Auer während des NS-Regimes deportiert worden sind. Die zwei Stolpersteine von Ida Kaufmann und Martin Krebs sollen deshalb stellvertretend an alle jüdischen Bürger erinnern, die in Auer lebten und deportiert wurden.

Ida Kaufmann war eine alleinstehende 60-jährige Frau, die am 30. Mai 1883 in Wien geboren wurde und viele Jahre in Auer wohnte. Sie arbeitete für viele Jahre für die Handelsfirma Steinkeller und lebte bei der Familie Fioreschy. Sie war eine gute Buchhalterin und Schreibkraft. Sie lebte sehr zurückgezogen, ihr Leben bestand aus dem täglichen Einkauf im Geschäft Simonini und dem Kirchenbesuch. Bis zum Vormittag des 15. September 1943, als ein deutscher Funktionär in Zivil in ihrem Büro vorstellig wurde. An diesem Tag wurde sie mit weiteren als „Juden“ deklarierten Bürgern ins  Bozner Gefängnis gebracht. Es ist anzunehmen, dass sie mit den Juden aus Meran ins Lager Reichenau bei Innsbruck und später nach Auschwitz gebracht wurde. Sie hat den Holocaust nicht überlebt

Martin Krebs war am 10. Oktober 1899 in Bregenz geboren und hatte für lange Zeit in Meran gelebt und gearbeitet. Er war in die jüdische Gemeinde eingeschrieben, war verheiratet und hatte einen Sohn (25). Es gibt aber ein wichtiges Dokument des Internationalen Roten Kreuzes, das besagt, dass sich seine letzte bekannte Adresse im Aurer Bildstöcklweg Nr. 10 befand. Verschiedene Quellen belegen, dass Martin Krebs 1944 in Mailand festgenommen und dann mit dem Konvoi Nr. 14 nach Auschwitz gebracht wurde, wo er im Dezember 1944 im Außenlager Charlottengrube starb. 

In Erinnerung an dieses dunkle Kapitel von „100 Jahre Leben in Auer“ hat der Bildungsausschuss in der Woche der Befreiung des KZ- Auschwitz durch die Rote Armee am Samstag, 29. Jänner die zwei „Stolpersteine“ vor den beiden Wohnadressen von Ida Kaufmann und Martin Krebs verlegt. Die Musikkapelle hat die Zeremonie musikalisch würdevoll begleitet. Viele Interessierte nahmen an der „Stolpersteine-Begehung“ im Dorf teil.